Qualitätsjournalismus statt Profitgier

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Gewerkschaftliche Gedanken zu den Entlassungen bei der TX Group

«TX Group», früher Tamedia, nennt sich der grösste Medienkonzern der Schweiz, der mit Ringier, NZZ und CH Media um Marktanteile streitet. Dem Unternehmen gehören rund ein Dutzend Titel in der Deutschschweiz, darunter der «Tages-Anzeiger», «Der Landbote», «Der Bund» und die Gratiszeitung «20 Minuten». Auch in der Romandie ist das Unternehmen mit «20 Minutes», «24 heures» und «Tribune de Genève» präsent. Seit zwanzig Jahren kauft Tamedia einen Verlag und einen Zeitungstitel nach dem anderen, Redaktionen werden fusioniert und periodisch abgebaut.

Entlassungswellen bei Tamedia
Der Konzern kommt nicht mehr aus den Schlagzeilen. Seit 2003 findet eine beispiellose Welle von Sparmassnahmen und Entlassungen statt, die bis heute anhält: Im September wurde der Abbau der Stellen von 48 Arbeitnehmenden bei den abonnierten Zeitungen in der Deutschschweiz und in der Romandie angekündigt. Dazu wurden mehrere dutzend ständige externe Mitarbeitende geschasst. Ende Oktober ging es neu um 35 Stellen in den Gratiszeitungen, davon sieben Kündigungen in der Deutschschweiz und drei erzwungene Pensenreduktionen. Die Westschweizer Pendants «20 Minutes», «Le Matin.ch» und «SportCenter» verlieren 28 Arbeitnehmende. Das ist ein Kahlschlag von mehr als einem Viertel des Personals der Gratistitel in der Romandie.

Das Personal wehrt sich
Der Unmut ist gross: Die Redaktionen von «24 heures», «Tribune de Genève», «Le Matin Dimanche» und das technische Redaktionspersonal haben sich am 25. September bei einer Protestpause über den Mittag lautstark gegen den Abbau und die ganze Unternehmenspolitik aufgelehnt. Nach Ankündigung von weiteren Entlassungen folgten die Deutschschweizer Journalist:innen mit einer Solidaritäts- und Protestaktion am 31. Oktober in Zürich. Zeitgleich fand eine weitere Protestaktion in Lausanne statt, der sich erstmals das Personal der Gratistitel angeschlossen hat. In diesen Turbulenzen ist das Know-how der Gewerkschaft gefragt: syndicom nimmt an den Versammlungen teil, unterstützt und berät die Personalkommissionen für das weitere Vorgehen. Der Abbau soll möglichst verhindert, die Entlassungen gestoppt werden.

Kommerzdruck beschädigt die Demokratie
Journalist:innen können ihrem Auftrag des kritischen Qualitätsjournalismus nicht mehr nachkommen, wenn Redaktionen ständig zerschlagen werden und unter höchstem kommerziellen Druck stehen. Dann verkommen sie zur Unterhaltung und können nicht die Informations- und Kontrollfunktionen wahrnehmen, die die demokratische Gesellschaft zwingend benötigt. Es ist fraglich, ob die TX Group mit ihrer Strategie und ihrem Profitstreben diesen Anspruch überhaupt einlösen will. Eine öffentliche Finanzierung des Journalismus – nicht der Medienhäuser – tut not.

Stephanie Vonarburg – Vize-Präsidentin syndicom, Leiterin Sektor Medien

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