Den Zusammenbruch der Kaufkraft stoppen!

Artikel

Gewerkschaftliche Gedanken zur Teuerung

Drei Jahre in Folge sind die Löhne in der Schweiz real gesunken. Das gab es seit dem 2. Weltkrieg noch nie. Entsprechend sind die Löhne heute fast 3 Prozent tiefer als im Jahr 2020. Obwohl die Wirtschaft gut läuft und die Arbeitslosigkeit tief ist. Und obwohl die Arbeitgeberverbände über einen «Fachkräftemangel» klagen. Von der guten Konjunktur sahen die Arbeitnehmenden wenig bis nichts. Unsere neusten Berechnungen zeigen auf: Wenn die Löhne jetzt nicht steigen, verliert eine durchschnittliche Familie dadurch 3’000 Franken.
Doch noch fast härter betroffen sind die Rentnerinnen und Rentner. Wegen der Teuerung, den steigenden Mieten sowie der höheren Krankenkassenprämien verlieren sie bis Ende 2024 eine ganze Monatsrente an Kaufkraft. Doch statt die immer grösser klaffende Rentenlücke zu schliessen, wollen die die Wirtschaftselite und ihre Lobbyisten im Parlament das Problem sogar noch verschärfen: mit Rentenalter 67 und einer weiteren Senkung der Pensionskassen-Renten!
Auch wenn wir vorschlagen, die Renten an die Inflation anzupassen, wie es die Verfassung vorsieht, lautet die Antwort: Nein. Wenn wir vorschlagen, die Mieten zu deckeln, lautet die Antwort: Nein. Wenn wir einen konstruktiven Vorschlag zur Senkung der Krankenkassenprämien vorlegen, sozusagen ein Steuerentlastungs-Paket für die arbeitende Bevölkerung, lautet die Antwort immer noch: Nein. Aus der Kommission kommt nur ein mickriger indirekter Gegenvorschlag.
Bei den Arbeitgebern gilt der gleiche Tenor. Die Konjunktur bleibt positiv, sie hat sich nach der Pandemie schnell erholt – dank der stabilisierenden Rolle des Staates und der Massnahmen, die wir damals glücklicherweise gefordert und erhalten haben. Eben noch von staatlichen Abfederungsmassnahmen gegen die Folgen einer Pandemie abgeschirmt, wollen sie nun ihre Preise erhöhen, aber nur um Margen und Gewinne zu steigern. Geht es hingegen um die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, tun sie, als seien die Kassen leider immer noch leer. Und angesichts des «Fachkräftemangels» fällt ihnen kein anderer Vorschlag ein, als alle länger arbeiten zu lassen – und das zum selben Lohn.
Die Flughafenangestellten in Genf haben Anfang Sommer gezeigt, was die einzige Antwort darauf sein kann: Wenn die Chefetage die Gewinne nur unter sich verteilen will, braucht es Widerstand. Ihr mutiger Protest hat die Chefs innert Stunden zum Einlenken gebracht. Ich bin tief beindruck von diesem Mut und diesem Erfolg.
Die Umverteilung von der Bevölkerung hin zu den Firmen- und Immobilienbesitzern ist nicht wie das Wetter, das wir hinnehmen müssen, nein. Wir müssen Forderungen stellen, mobilisieren und manchmal hart verhandeln. Nur so erreichen wir eine fairere Verteilung.
Deshalb ist die nationale Kaufkraft-Demonstration vom 16. September in Bern so wichtig. Sie wird den Beginn eines sozial entscheidenden Herbstes markieren.
Pierre-Yves Maillard, SGB-Präsident

----------

Kaufkraft-Demo
Besammlung: 13.30 Uhr Schützenmatte, Bern
Ab 15 Uhr: Konzerte und Bar auf dem Bundesplatz.
Extrazug der Gewerkschaften: 10:28 Uhr Winterthur, Gleis 3 und 10:53 Uhr Zürich HB, Gleis 32
Mehr Infos zu Demo und Anreise: www.kaufkraft-demo.ch

Top