Keine Akzeptanz beim ZVV. Darum haben die Sozialpartner den Rahmen-GAV gekündigt und geschreddert.

 

«Mier chönd nüt mache?!»

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Gewerkschaftliche Gedanken zu den Arbeitsbedingungen im öffentlichen Verkehr

Die Tage werden wieder kürzer und die Hektik grösser. Weihnachten bringt uns wieder in schwierige Situationen. Unachtsame Fussgänger überqueren die Strasse ohne zu schauen. Mit Kopfhörern im Ohr strecken uns die Unmöglichsten noch den Mittelfinger entgegen. Andere halten uns für einen Infodesk und erkundigen sich nach dem Weg ins Fifa- oder Schoggimuseum. Mitten auf der Fahrt. Dann blockiert plötzlich die hinterste Türe des Fahrzeugs, das bereits in die Jahre gekommen ist. Obwohl, störungsanfälliger sind die E-Busse, die wir häufiger als vorgesehen zum Laden oder Reparieren in die Garage bringen müssen. Im Notfall bleibt uns nur den «Notknopf» zu drücken, wenn jemand in den Führerstand greift.

Das muss nicht sein! Seit Jahren versuchen wir die VBZ und den ZVV davon zu überzeugen, dass unser Führerstand auch im Bus geschützt sein muss, wie das überall sonst im ÖV der Fall ist. Leider ohne Erfolg, denn die meisten Kader haben noch nie einen Bus gefahren, geschweige denn ein Tram. Sie «managen» die öffentlichen Gelder, die sie vom Kanton für den Öffentlichen Verkehr bekommen. Besonders originell machen das die Verkehrsbetriebe Glattal (VBG) AG, wie Inside Paradeplatz kürzlich geschrieben hat. «Keine eigenen Busfahrer, keine eigenen Fahrzeuge, dafür satte Lohnerhöhungen, sechs bis sieben Wochen Ferien und Homeoffice im Schlaraffenland.»

13 oder 14 Stunden! Am meisten belasten uns die überlangen Präsenzzeiten verbunden mit langen Pausen zwischen zwei Dienstteilen. Die meisten Kollegen sitzen die «Zimmerstunde» dann in einem Restaurant oder in der Garage ab, weil es sich für sie nicht lohnt nach Hause zu fahren. Weit mehr als die Hälfte der Kolleginnen und Kollegen wohnt ausserhalb der Stadt, weil sie hier keine bezahlbaren Wohnungen finden. Oder nicht in der Stadt leben wollen. Oder die verkürzte Nachtruhe, wenn die Schicht nach rückwärts rotiert. Mangelnde Erholung und zu wenig Schlaf! Ich kenne viele Kollegen, die darunter leiden.

35 Stunden pro Woche Schicht! Die Motion für einen Pilotversuch wurde in der Stadt Zürich überwiesen. Wieso machen der Stadtrat und die VBZ nichts? Statt die Chance zu packen und wie im Gesundheitsbereich die positive Wirkung auf die Gesundheit der Mitarbeitenden zu messen! «Mier chönd nüt mache». Die faule Ausrede.

Das hat uns auch der ZVV gesagt, als wir am ÖV-Aktionstag vom 18. November zu ihm nach Oerlikon gegangen sind, für «Respäkt fürs ÖV-Personal» demonstriert und den Rahmen-GAV geschreddert haben, der eigentlich unsere Arbeitsplätze hätte schützen und die Arbeitsbedingungen verbessern sollen. «Mier chönd nüt mache» - vielleicht sollten wir uns dieses Motto zu Herzen nehmen, wenn sie uns wieder einmal zusätzliche Aufgaben übertragen wollen. Für Konzerte, Demonstrationen, Sport- und andere Grossanlässe.

Unseren Direktor besorgt, dass «immer mehr Akteure – Autos, Velos, E-Scooter, Fussgänger – sich den begrenzten Raum teilen, drängeln und die Hektik in der Stadt wächst. Das belastet unser Fahrpersonal spürbar.» (Tagblatt der Stadt Zürich, 10.9.2025). Die Verkehrsdichte hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Wie die Baustellen, Grossanlässe und Passagiere.

«Lifere statt lafere»! Worten müssen jetzt Taten folgen. Die Teilnahme am städtischen Pilotversuch für eine 35-Stunden-Woche bei Schichtarbeit wäre ein erster Schritt dazu. Über 90% unserer Arbeitszeit sitzen wir hinter dem Steuer und machen unseren Job. Wir fahren die Menschen sicher und zuverlässig von A nach B. Vielfach hinken wir dem Fahrplan hinterher. Ein bisschen mehr Luft, weniger ist mehr! Darum fordern wir, unterstützt vom VPOD, kürzere Pausen zwischen zwei Dienstteilen und eine Arbeitszeitreduktion auf 35 Stunden pro Woche. Denn Schichtarbeit verkürzt die Lebenserwartung. Auch wir wollen gesund bleiben!
 

Elvira Kläy arbeitet seit über 22 Jahren bei den VBZ als Busfahrerin. Sie ist Gewerkschafterin mit Herzblut und engagiert sich im VPOD seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen und den Ausbau des Service public.

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