In einem starken Land haben alle faire Löhne.

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Gewerkschaftliche Gedanken - die monatliche Kolumne des GBKZ im P.S., diesen Monat von Tanja Walliser, Leiterin Detailhandel Unia Zürich-Schaffhausen

Amanico Ortega ist mit gut 37 Milliarden der reichste Mann Europas. Ihm gehört das Warenhaus Zara. Und er ist nicht der einzige, für den sich der Tieflohnsektor Detailhandel lohnt. Auch die Chefs von H&M, C&A oder Navyboot besitzen Milliarden. Es gibt aber auch die andere Seite. Das sind die VerkäuferInnen, mit denen ich in den Geschäften dieser Milliardäre an der Bahnhofstrasse oder in der Altstadt von Winterthur jeden Tag spreche. Sie verdienen oft keine 4'000 Franken im Monat, trotz abgeschlossener Berufslehre. Konkret bedeutet das zum Beispiel für eine junge Frau, die in Zürich arbeitet: Einmal ins Kino oder in den Ausgang oder auch nur mal ein Kafi auswärts liegen nicht drin, denn am Ende des Monats bleibt nach Miete, Krankenkasse und den nötigsten Ausgaben des Alltags kein Rappen mehr übrig. Oder wie soll man sonst mit einem Bruttolohn von 3400 Fr. in Zürich irgendwie über die Runden kommen? Und die Verkäuferinnen sind bei weitem nicht alleine. 330'000 Menschen oder 9 Prozent aller Arbeitnehmenden verdienen in der wohlhabenden Schweiz weniger als 22 Franken pro Stunde oder eben 4'000 Franken im Monat für volle Arbeit. Das darf nicht sein! Jede und jeder soll genug verdienen, um anständig leben zu können. Am 18. Mai können wir etwas dagegen tun und Ja zur Mindestlohn-Initiative sagen.

 

Um Erfolg zu haben, wird es jede und jeden Einzelnen von uns brauchen, denn bereits jetzt bringen sich die Gegner fairer Löhne von economiesuisse und den bürgerlichen Parteien wieder in Stellung. Und wie schon bei sämtlichen Vorlagen von der Mutterschaftsversicherung bis zur Abzocker-Initiative setzen sie auf Angstmacherei und reden den Untergang des Abendlandes herbei. Sie werden dabei nicht müde von einem sogenannten Erfolgsmodell Schweiz zu reden und vergessen dabei völlig: Das Erfolgsmodell Schweiz sind nicht die Manager, die Millionen absahnen. Das Erfolgsmodell Schweiz sind die vier Millionen Menschen, die tagtäglich zur Arbeit gehen. Diese bringen unseren Erfolg, diese Menschen machen die Schweiz zu einem starken Land. Dafür haben alle von ihnen ein Lohn verdient, der zum Leben reicht. Aber das interessiert die Gegner eines Mindestlohns offenbar nur wenig. Auch dass Mindestlöhne unsere Wirtschaft stärken, verleugnen die Gegner, um sich ihre Profite zu sichern. Ein Mindestlohn stärkt nämlich die Kaufkraft, weil er genau den Menschen mehr Geld ins Portemonnaie bringt, die es dann auch ausgeben, weil sie sich wieder einmal ein paar Tage Ferien oder ein Essen im Restaurant leisten können. Die Gegner allerdings ziehen wieder einmal in eine ideologische Schlacht, in der am Schluss alle, ausser ein paar Superreiche auf der Strecke bleiben.

Und deshalb erzähle ich den VerkäuferInnen bei meiner täglichen Arbeit in den Geschäften im Shopville oder im Glattzentrum:  Dein Chef kann es sich locker leisten, dir 4000 Fr. pro Monat zu bezahlen. Heute lässt er dich für einen Hungerlohn arbeiten und der einzige der davon profitiert, ist er selber. Also gehen wir alle abstimmen, damit wir alle von unserem gemeinsam erwirtschafteten Reichtum profitieren, nicht nur ein paar wenige. Am Abend der 1:12-Abstimmung haben wir gesagt, dass wir nicht am Ende sondern am Anfang unseres Kampfs gegen Abzocker und für faire Löhne stehen. Am 18. Mai haben wir mit der Mindestlohn-Initiative die erste Chance einen Schritt hin zu fairen Löhnen zu machen. Packen wir sie gemeinsam an.

Tanja Walliser, Leiterin Detailhandel Unia Zürich-Schaffhausen

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Co-Sekretariatsleiter und Chefökonom

031 377 01 16

daniel.lampart(at)sgb.ch
Daniel Lampart
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