Pflegekräfte, Betreuer:innen, Rettungssanitäter:innen, Tram- und Busfahrer:innen, Reinigungsfachkräfte, Bauarbeiter:innen, Mechaniker:innen und viele mehr. Sie leisten Schichtarbeit und sind darum teils vom sozialen Leben abgeschnitten. Sie sind unverzichtbar, leisten für die Stadt einen Mehrwert, arbeiten produktiv und sind systemrelevant. Die Pandemie hat es gezeigt. Ihnen bleiben nur vier Wochen Ferien im Jahr zur Erholung. Anders als den Mitarbeitenden ab Funktionsstufe 12, die fünf Wochen im Minimum geniessen.
Die Stadt Zürich mit ihrem Personalrecht ist eine soziale Arbeitgeberin, aber in vielen Betrieben herrscht leider Neoliberalismus pur. Der Mensch ist zweitrangig, das Geld geht vor. Die Politik muss sich für die Arbeiter:innen interessieren, für das Personalrecht einstehen und dieses nicht zu einem Staubfänger verkommen lassen. Beim Pilotversuch der 35 Stunden-Woche für Schichtarbeiter:innen glänzen sie durch Desinteresse und setzen ihre Energie und Mittel zur Bekämpfung statt zur Umsetzung ein. Eine Entlastung der Schichtarbeiter:innen ist in weiter Ferne. Zu viele Führungskräfte, die parteipolitische Interessen verfolgen, statt im Interesse der Stadt und deren Mitarbeitenden zu agieren.
Ein kleiner, privilegierter Kreis von Führungskräften geniesst den Luxus einer zusätzlichen Ferienwoche. Unter ihnen auch solche, die Symptome statt Ursachen bekämpfen. Anstatt unsere Arbeitsbedingungen so zu verändern, dass die Arbeiter:innen nicht krank werden. Personalmangel. Missmanagement. Sie zeigen mit dem Finger auf die Arbeiter:innen und schieben in den Medien die Schuld auf sie. Sozialpartnerschaft sehen sie als Einbahnstrasse, die Gewerkschaft soll ihre Fehlentscheidungen mittragen und keine Probleme ansprechen. Konstruktive Kritik wird als «Gemotzte» abgetan und die Beschäftigten werden als illoyal abgestempelt. Organisierte Kolleg:innen sind nicht gern gesehen. Gewerkschaftsmitgliedern, die sich auf eine höhere Stelle bewerben, legen sie nahe aus der Gewerkschaft auszutreten. Wegen Interessenskonflikten. Oder sie wählen direkt die «Ja»-sagenden Bekannten. Sparmassnahmen tragen sie selbstverständlich nicht mit, diese werden auf die Arbeiter:innen abgewälzt. Ihre Haltung und ihr Handeln rechtfertigen die zusätzliche Ferienwoche nicht!
Die Ungleichheit zeigt sich auch in den Nachtzulagen. Braucht es die Unterscheidung zwischen Nachtzulage (8.19 Fr. je Stunde) und Dauernacht-Zulage (5.84 Fr. je Stunde)? Nacht ist Nacht! Im Sinne der Gleichstellung muss dies vereinheitlicht und auf das Niveau der Konkurrenz angepasst werden. Die Stadt Zürich steht für Gleichstellung, schafft aber bei Ferien und Nachtzulagen eine «Zweiklassen Gesellschaft.» Die Stadt Zürich muss als zukunftsorientierte Arbeitgeberin mehr auf die Gleichstellung der Arbeiter:innen setzen, die 24/7 ihr Herzblut und ihren Schweiss einsetzen, die ein hochwertiges Leben in unserer wunderschönen Stadt ermöglichen.
Bei der nächsten Grossveranstaltung kommt nicht die Führungskraft im Rettungswagen. Sie sitzt auch nicht am Steuer eines Busses oder im Tram. Nicht die Führungskraft reinigt die Stadt und lässt sie so aussehen, als wäre nichts geschehen. Sie rückt auch nicht in der Nacht aus, um ein Relais zu wechseln, damit der Strom fliesst. Im Spital empfängt dich nicht die Führungskraft und trägt Sorge zu dir. In der Pandemie standen wir immer an vorderster Front, während Führungskräfte «save» im «Homeoffice» gearbeitet haben. Mehr Marx statt Musk, mehr Piketty statt Milei!
Nuri Kadrii, Aktivist der Gewerkschaft VPOD, wohnt und arbeitet in der Stadt Zürich und setzt sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Interessen seiner Kolleg:innen und jene seines Betriebs ein, der durch den Kanton seit Jahren finanziell gegängelt wird.