Der Franken muss uns nützen, nicht schaden

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Gewerkschaftliche Gedanken in der P.S.

Vor etwas mehr als 5 Jahren – Ende 2009 – kostete der Euro 1.50 Franken. Niemand hätte gedacht, dass sich der Franken so stark aufwerten und im Jahr 2015 über längere Zeit unter 1.05 Franken/Euro verharren würde. Diese Erwartungen waren gut begründet. Denn die Schweizerische Nationalbank SNB pflegte den Frankenkurs zu steuern. Auch wenn sie das nicht immer klar zugab. Offiziell sagte sie, dass sie die Teuerung unter 2 Prozent hält. Doch in einem kleinen Land wie der Schweiz, das viele Produkte aus dem Ausland importiert, hängt die Teuerung stark vom Wechselkurs ab. Ohne Wechselkursstabilität gibt es keine Preisstabilität. Nahezu alle kleinen Länder kontrollieren ihren Wechselkurs. Die Benelux-Länder usw. haben den Euro. Dänemark ist an den Euro angebunden. Tschechien hat einen Mindestkurs zum Euro. Singapur orientiert sich an mehreren Währungen.

In der Schweiz beeinflusste die SNB den Frankenkurs im Laufe der Zeit über verschiedene Instrumente. 1978 führte sie gegenüber der D-Mark eine Untergrenze von 80 Rappen ein. Nach der Einführung des Euro im Jahre 1999 verteidigte sie stabile Untergrenzen von 1.50 und 1.45 Franken/Euro über Zinssenkungen. Erst als sie Ende 2009 bei einem Kurs von 1.50 Franken/Euro sagte, dass sie eine Aufwertung zulassen würde, brachen alle Dämme. Der Franken wertete sich bis im August 2011 auf fast 1:1 auf. Es brauchte den Mindestkurs von 1.20 Franken/Euro. Dann kehrte wieder Ruhe ein. Bis die SNB 15. Januar 2015 mit dem Ausstieg wieder für Unsicherheit und Orientierungslosigkeit sorgte.

Die SNB sagt, sie hätte Ende 2014/Anfang 2015 extrem viele Euro kaufen müssen, um den Mindestkurs zu verteidigen. Der Mindestkurs sei nicht mehr nachhaltig gewesen. Doch bei einer genauen Betrachtung zeigt sich, dass die SNB selber den Franken gegenüber dem Euro hat attraktiver werden lassen. Sie hat nämlich zugelassen, dass es auf dem Franken mehr Zins gibt als auf dem Euro. Während die europäische Zentralbank im Laufe von 2014 Negativzinsen einführte, beliess die SNB die Zinsen bei null. Es lohnte sich, Euros zu verkaufen und Franken zu kaufen. Kein Wunder, kauften die Anleger damals Franken. Hätte die SNB nicht erst am 22. Januar, sondern früher Negativzinsen eingeführt, dürfte die Entwicklung anders verlaufen sein. Die Dänen, die ihre Krone an den Euro angebunden haben, haben früher auf Negativzinsen umgestellt. Sie mussten deshalb zur Verteidigung der Krone keine Euros kaufen. Auch die Tschechen, die einen Mindestkurs gegenüber dem Euro eingeführt haben, hatten Ruhe. Unsicherheit gab es erst, als die SNB aus dem Mindestkurs ausstieg.

Nun ist der Franken sehr stark überbewertet. Die Beschäftigung im Gastgewerbe, im grenznahen Detailhandel und in der Industrie sinkt bereits. Die Arbeitslosigkeit steigt. In vielen Firmen haben die Arbeitgeber Arbeitszeitverlängerungen durchgesetzt. Dank starken gewerkschaftlichen Widerstandes konnte verhindert werden, dass die Löhne sinken.

Gemäss Lehrbuch sollte sich der stark überbewertete Franken abwerten. Doch in der Realität können sich Währungen über eine längere Zeit von ihrer realwirtschaftlich fairen Bewertung weg bewegen. Deshalb gibt es die Nationalbanken. Sie müssen dafür sorgen, dass die monetären Rahmenbedingungen und somit auch die Wechselkurse für die Realwirtschaft stimmen.

Die Schweiz braucht wieder eine stabile, fair bewertete Währung. Der Franken muss uns nützen, nicht schaden. Die SNB muss sich wieder auf die Tradition der intelligenten Wechselkurssteuerung zurückbesinnen. Indem sie wieder eine Kursuntergrenze oder ein Kursziel einführt. Denn die SNB hat das Monopol auf dem Franken und kann somit den Preis bestimmen. Deshalb kann sie solche Ziele oder Untergrenzen durchsetzen. Wegen den Negativzinsen sollten weniger Eurokäufe nötig sein, um das Kursziel oder die Untergrenze durchzusetzen.

Daniel Lampart – SGB-Chefökonom

Zuständig beim SGB

Daniel Lampart

Co-Sekretariatsleiter und Chefökonom

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Daniel Lampart
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